La Quinta de Serapiqui-Boca Tapada (Laguna del Lagarta Lodge)

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In der Nacht hat es wieder heftig geregnet, aber pünktlich zum Sonnenaufgang ist es wieder hell und es tropft nur noch von den Blättern. Von der Terasse unserer Cabina aus kann man vom Schaukelstuhl oder der Hängematte heraus die ersten Vögel beobachten. Vor der Rezption ist ein Baumstamm, der mit Bananen gespickt ist und so die Vögel anlockt. Auf der Pirsch durch den großen Garten kann man Kolibris entdecken, die sich an den vielen Blüten laben. Auch ein Faultier hängt mal wieder im Baumwipfel herum und lässt sich sogar vom Frühstückstisch aus beobachten. Beim Frühstück entdecken wir auch am Pool eine Jesus-Christus-Eidechse, die sich aber dem Foto schnell entzieht, leider nicht auf dem Wasser, sondern durch die Büsche.

Nach dem Frühstück machen wir einen Ausflug auf die große Ananasplantage, die sich gleich hinter dem Hotel befindet (ca. drei Kilometer entfernt).

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Wir fahren durch die Ananas-Felder in den verschiedenen Reifestadien. Das alles bekommen wir aber von unserem Führer sehr gut erklärt, der um 8 Uhr an der Fabrik auf uns wartet. Wir haben Glück, denn wir sind heute die einzigen Gäste für die Führung und der „Alligator“ erklärt wirklich alles sehr gut. Als ersts erfahren wir, dass wir bisher beim Einkauf einer Ananas alles falsch gemacht haben.

Die Ananas, die zur Familie der Bromelien gehört, wird immer reif geerntet und danach gleich gekühlt. Nach ca. 21 Tagen ist sie in Europa und muss kalt gelagert werden. Nach dem Kaufen soll sie sofort gegessen werden, denn sonst setzt die Fermentierung ein, die die Ananas braun werden lässt. Die natürliche Farbe der reifen Ananas ist grün!!! Am Besten ist es, eine Ananas von unten aus dem Karton zu nehmen, denn diese wurde noch nicht von vielen Leuten angefasst und ist noch hart! Dies bekommen wir alles anschaulich erklärt. Ebenso wie die verschiedenen Wachstumsstadien: Die Pflanze muss ca. neun Monate wachsen, dann wird sie mit Etwas besprüht, damit die Pflanzen auf einem Feld alle zur gleichen Zeit blühen. Die Ananasfrucht besteht nämlich aus sehr vielen kleinen Blüten und somit auch aus vielen kleinen Früchten. Dann wächst die Frucht heran und braucht ca. drei Monate bis zur Reife. Die Reife erfolgt ebenso wie die Blüte von unten nach oben. Also ist die Ananas unten am süßesten und saftigsten.
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Das können wir ausgiebig probieren: nachdem die Ananas mit der Hand unten abgeknickt wird, nimmt unser „Alligator“ eine kleine Machete und schält die Ananas, die er danach in mundgerechte Häppchen schneidet. Wir essen insgesamt so ca. fünf ganze Ananas, bis uns fast der Bauch platzt, so lecker schmecken die hier.

Nach der Ernte, die übrigens wie bei den Bananen meist durch Nicaraguaner erfolgt, bleibt die Pflanze noch ca. drei Monate stehen, damit sie wieder Ableger/Absenker produziert, die dann wieder neu eingepflanzt werden.

Die vielen kleinen Blumentöpfe mit Ananaspflanzen werden zur Produktion von „ornamental Ananas“ genutzt, also zur Zierde und zur Dekoration. Nach dem „Feldversuch“ begeben wir uns in die Verpackungsanlage, vor der ein riesiger Weihnachtsbaum mit vielen kleinen Ananasfrüchten steht, auf dem der Name von jedem Angestellten notiert wurde. Es arbeiten ca. 450 Leute auf der Ananasfarm. Bevor wir die Produktionshalle betreten können, müssen wir noch ein Haarnetz aufziehen und durch die „Seuchenwanne“ gehen. Es herrschen hier erstaunlich gute hygienische Verhältnisse. Die Ananasfrüchte, die vom Feld kommen, werden erst in einer Art Waschanlage mit Wasser gereinigt und danach von einigen Frauen nach Qualität sortiert. Die Ananasfrüchte mit Tierbissen oder anderen Schäden werden aussortiert und gelangen in einen Container, der dann wohl in die Saftfabrik fährt. Die guten Früchte kommen auf ein Fließband, wo sie zuerst mit flüssigem Wachs begossen werden und danach mit einem Konservierungsmittel gespritzt werden. Dann kommen sie in die Halle, wo sie per Augenmaß in sechs Größen sortiert werden und in die Ananaskisten gepackt werden. In der Halle werden gleichzeitig für drei Label Ananas verpackt und mit den entsprechenden Etiketten versehen. Dann kommen sie für vier Stunden in den Kühlraum, wo sie auf 7 °C heruntergekühlt werden und später in den Lageraum, von wo aus sie direkt von den entsprechenden Kühllastern abgeholt werden. Am Tag werden ca. 3.000 Ananas ausgeliefert. Anschließend erwartet uns noch eine Kostprobe von Ananassaft, frischer Pinacolada aus einer ausgehölten Ananasfrucht und leckerer Früchtekuchen, der in vier Sorten gebacken wird. Wir schaffen es gar nicht, von jeder Sorte zu kosten, denn das macht alles unwahrscheinlich satt. Der Ausflug auf die Ananasfarm hat sich auf jeden Fall gelohnt. Um 10 Uhr sind wir wieder im La Quinta und können nach dem Begleichen der Rechnung (Abendessen 24 $, Plantage Eintritt je 15 $ und Transport dorthin 10 $) noch eine Runde im Garten und dem schönen Schmetterlingshaus drehen und fotografieren, bevor uns ein Fahrer der Laguna del Lagarta Lodge abholt. Es laufen uns auch wieder die vielen Blattschneideameisen über den Weg, die unermüdlich abgeschnittene Blätter von einem Baum herunterbringen und auf einem Haufen sammeln, wo dann ein Pilz wächst, von dem sie sich dann ernähren.

Der Hotelhund liegt auch schon wieder unter Bank und döst, als wir abgeholt werden für die dreistündige Fahrt zur Laguna Lodge.

Die führt uns zuerst auf einer guten Straße entlang und bietet einen sehr schönen Blick auf den Vulkan Poas und die ihn umgebenden Berge. Irgenwann biegen wir rechts ab und kommen durch immer kleinere Dörfer, Ananasplantagen, Kaffeeplantagen, Manjokfelder…. bis irgenwann die Asphaltstraße aufhört und die Huckelpiste beginnt. Überall stehen noch riesige Pfützen herum, die vom Regen der letzten Nacht stammen.

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Die Fahrt ist schon ein wenig abenteuerlich, aber bietet auch wunderschöne Aussichten auf die Natur mit schönen Hügeln, Kuhherden und dann den Rio San Carlos, wo wir auf einer Sandbank ein riesiges Krokodil entdecken, das in der Sonne döst.

Um 13:30 sind wir endlich da – mitten im Nirgendwo am Ende der Welt liegt auf einem kleinen Hügel umgeben von kleinen Seen die Lodge. Hier werden wir von dem deutschen Manager begrüßt und fühlen uns gleich wie im Paradies. Von der Veranda/Terasse hinter unserem Zimmer aus haben wir einen herrlichen Blick auf die Lagune und können dort im Sitzen die ersten Tiere beobachten: jede Menge Vögel und andere Tiere. Am besten ist der erste Nasenbär, den wir hier sehen. Mit Jenifer und Norman, die wir hier wiedertreffen, wollen wir auf Kanutour gehen – in Sandalen.

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Sie empfehen uns aber doch Gummistiefel und wir sehen auch bald warum: es hat hier nachts und am Morgen noch richtig schön geregnet und die Wege sind voller Schlamm. Wir laufen ein Stück den Weg entlang und gelangen dann an einen Hügel, der zur Lodge gehört und steigen durch ein Stück Urwald hinab zur Lagune. Von dort starten die beiden Rostocker zur Kanutour, wir gehen lieber wieder zurück, denn es gibt nur noch ein Paddel, das ist ein bißchen unsicher.

Dafür sehen wir am Wegesrand in den Baumwipfeln zwei Spidermonkeys=Klammeraffen, die wir beim Futtern eine ganze Weile beobachten können. An der Lodge gibt es noch einen schönen Garten, der aber auch ohne Gummistiefel nicht begangegen werden kann, wie der erste Versuch zeigt. Also waschen wir unsere Sandalen und begeben uns auf die Terasse und die Bänke vor dem Büro, wo wir jede Menge Tiere beobachten können: einen schnüffelnden Nasenbären, der direkt bis zu unseren Füßen kommt, viele Vögel, die an einem Baum die Früchte holen (blaue, grüne, schwarz-rote…) und auch drei fliegende grüne Aras.

Zum Sonnenuntergang begeben wir uns auf die Terasse des Restaurants, wo wir bei einem kühlen Bier die Umgebung schön beobachten und die Abendstimmung genießen können. Der Manager erzählt uns noch, dass hier von dieser Lodge im Jahr 1996 die Entführung der Schweizer Reiseleiterin und der deutschen Touristin von Rebellen aus Nicaragua begann und die nachdrei Monaten im Dschungel durch die Zahlung von Lösegeld endete. Danach kamen ca. zwei Jahre überhaupt keine Touristen her, wir wahrscheinlich auch nicht, wenn wir das vorher gewusst hätten. Zum Abendessen gibt es für die insgesamt acht Gäste der Lodge mit Käse überbackene Karteoffeln, leckere Kottletts, leckeres Gemüse und einen traumhaften Salat mit Avocados, dazu wieder Fruchtsaft. Nach dem Essen lassen wir den Abend bei einem Imperial-Bier ausklingen, aber erst nach der „Nachtwanderung“: Mit Taschenlampen ausgerüstet begeben wir uns im Gänsemarsch zur Lagune, sehen auf einer Palme eine Riesen-Vogelspinne und locken dann mit Futter die Kaimane aus dem Tümpel. Aus der anderen Lagune wird eine Schildkröte gelockt, die auch herzhaft in die Würste beißt. Auf dem Rückweg bestaunen wir den prächtigen Sternenhimmel, bevor uns der grüne Baumfrosch (Rotaugenlaubfrosch) präsentiert wird, der Norman auch prompt ins Gesicht springt. Danach haben wir uns wirklich ein Bier verdient.

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