Donnerstag, 19.04.2007 Cordoba à Sevilla
Nach dem Frühstück und einem morgendlichen Streifzug durch die fast leere Mesquita-Kathedrale fahren wir in Richtung Sevilla. Wir machen einen ersten halt in Medina Azahara, die alte Ruinenstadt des Kalifen Abd al Rahman III. Nur weil wir schon die Alhambra besichtigt haben, können wir uns ein wenig von der alten Pracht vorstellen, denn fast alle Gebäude sind Ruinen und oft sind nur die Grundmauern erhalten. Nur der Prachtsaal wurde wieder aufgebaut und wie in einem Puzzle wurden die gefundenen Ziersteine angefügt. Dann fahren wir weiter nach Almodovar del Rio, wo die Burg auf einem „Zuckerhuthügel“ über das Land ragt. Wir steigen hinauf und umrunden die Festung. Dabei haben wir einen herrlichen Ausblick auf das Umland, samt Flusstal des Guadalquivir. Weiter geht die Fahrt nach Sevilla. Dank des Navy-Systems finden wir im Gewirr der engen Gassen der Altstadt gleich das Hotel, allerdings ist die „Zufahrt“ selbst für andalusische Verhältnisse zu eng. Wir halten kurz auf der Straße und gehen zur Rezeption, von wo ein Page uns mitsamt dem Auto in das um die Ecke gelegene Parkhaus fährt. Dann geht es mit den Koffern quer durch die Gassen über Kopfsteinpflaster und in die schmale Gasse zum Hotel. Nach dem Einchecken geht es über mehrere Treppen, Patios und einen unterirdischen Gang mit vielen Abzweigungen, dann noch mal durch zwei Innenhöfe, von denen das Hotel 20 Stück hat, zum Fahrstuhl in die 2. Etage. Auf jeder Etage im Haus gibt es drei Zimmer. Wir haben einen Blick auf einen eigenen winzigen Hof mit Geranientöpfen. Vom Bad aus kann man auf einen kleinen Balkon und vom Eingang aus kann man noch aufs Dach hinauf und einen Blick über die vielen Dächer werfen. Nach dem aufregenden Einchecken stellen wir nur die Koffer ab und machen uns durch das Gewirr der Gassen auf in die Stadt. Nur ein paar hundert Meter entfernt liegt die Kathedrale mit der Giralda, dem umgebauten Minarett. Gleich daneben die Alcazaba. Wir erkunden die Öffnungszeiten, denn um 17 Uhr hat schon alles zu. Wir schlendern weiter und landen gleich in der Stierkampfarena, wo heute noch ein Kampf stattfindet. Karten für 45 € sind auch noch da, die Preise gehen bis auf 140 € hoch und so entscheiden wir uns spontan gleich da zu bleiben. Vorher holen wir beim Bäcker um die Ecke noch schnell ein paar Baguettes und schauen dem Einmarsch der Menschenmassen auf die Ränge zu. Wir haben Plätze ganz oben mit Dach drüber und wundern uns, wo alle hier sitzen sollen, so wie die Markierungen auf den Betonstufen aussehen. Es wird ziemlich kuschelig und alle rücken eng zusammen, es bleibt kaum Platz für die Füße und die Luft wird knapp, zumal einige auch noch dicke Zigarren anzünden, von den vielen Zigaretten kaum zu schweigen. Jetzt wissen wir auch, wozu die Fächer benötigt werden. Wo nur die Asche hingeht? Dann geht es los und es ist wirklich kein einziger Platz in der Arena mehr frei. Zuerst marschieren alle ein und die Kapelle spielt. Dann wird alles still, als der erste Stier in die Arena läuft. Zu Beginn wird der Stier sozusagen getestet und mehrere Torreros sind mit den Tüchern in der Arena und ziehen sich schnell hinter die Absperrungen zurück, wenn der Stier zu nahe kommt. Das ist schon sehr spannend und die Tiere sind sehr schön und stark und prachtvoll. Aber dann spielt Musik und zwei gepolsterte Pferde mit Reitern ziehen ein und der Stier bekommt die Lanze in den Nacken gerammt, um die Muskeln zu schwächen. Das ist schon heftig. Das Pferd hat die Augen verbunden, sonst würde es wohl abhauen, denn der Stier greift schon ziemlich stark an und einmal wird das Pferd samt Reiter umgeworfen. Wenn die Pferde wieder aus der Arena reiten, dann wird der Stier weiter mit Tüchern gereizt, bis die Picadores kommen, die dann dem Stier jeweils zwei Spieße in den Nacken stechen. Dann kommt der Star – der Matador mit dem roten Tuch – und vollführt seinen kunstvollen „Tanz“ mit dem Stier. Der endet leider mit dem Todesstoß, wenn der Säbel in die Aorta gerammt wird. Dann wird der Stier noch von allen mit den Tüchern hin und her gehetzt, bis er umfällt und er dann endlich mit einem Todesstoß mit einem kleinen Dolch erlöst wird. Beim fünften Stier dauert der Todeskampf aber unerträglich lange… Am Ende wird das arme Tier dann doch noch von drei geschmückten Maultieren aus der Arena gezogen. Insgesamt werden sechs Stiere von drei Torreros getötet. Ein zwiespältiges Schauspiel. Ein Torrero wird von den Massen begeistert gefeiert, nach dem Kampf werfen ihm die Leute ihre Hüte, Schals und sogar Geschenke (Zigarren, Wein…) zu und klatschen begeistert. Nach 2 ½ Stunden ist alles vorbei und wir sind ziemlich mitgenommen. So schlendern wir zur Verabreitung der Erlebnisse noch durch die Straßen, die selbst um 21.30 Uhr noch voller Menschen sind, und sehen uns die hell erleuchtete Altstadt an.